Rīga – Weshalb das sowjetische Siegesdenkmal im Uzvaras parks im Stadtteil Āgenskalns auf der rechten Seite der Daugava jetzt doch abgerissen wird

Last Updated on 2022-05-20 by Birk Karsten Ecke

Das Siegesdenkmal – lett.: Uzvaras Piemineklis – im Stadtteil Āgenskalns in Rīga weckt komplett unterschiedliche Assoziationen von Letten und Russen bezüglich des Endes des Zweiten Weltkrieges. Die Letten sehen in diesem Denkmal eine Provokation, denn während der Zeit der Sowjetischen Okkupation verschwanden Tausende Letten in den sibirischen Gulags. Seit dem 24. Februar steht dieses Denkmal auch für den verbrecherischen Angriffskrieg der russischen Armee auf die Ukraine. Sie hätten dieses Denkmal am liebsten schon lange nicht mehr vor Augen. Für die Russen ist das Siegesdenkmal ein Symbol der Befreiung Lettlands von der Deutschen Wehrmacht und dem Faschismus. Es ist der zentrale Identifikationspunkt der russischen Minderheit, die immerhin etwa 25 Prozent der Bevölkerung Lettlands ausmacht.

Der Platz vor dem Siegesdenkmal ist den größten Teil des Jahres der wohl einsamste Ort in der sonst so belebten Haupstadt Lettlands. Lediglich am 9. Mai finden sich sich hier tausende Russen ein. Sie feiern den Tag des Sieges über Hitlerdeutschland – und die Befreiung Lettlands. In diesem Jahr 2022 war das Dankmal mit Bauzäunen abgesperrt. Es war mit den Fahnen der Ukraine beflaggt. Auf dem Platz vor dem Denkmal wurden Fotos von den Kriegszerstörungen in. der Ukraine gezeigt. Jegliche Zusammenkunft am Siegesdenkmal war untersagt. Es kam aber anders. Am 9. und 10. Mai trafen sich sich mehrere hundert Russen. Dabei wurden Symbole gezeigt, die auf eine Verherrlichung des russischen Angriffes auf die Ukraine hinweisen. Das war unter Anderem das Georgskreuz. Es kam zu Festnahmen, aber die Polizei löste die Versammlung nicht auf.

Es gab immer wieder Anläufe von Bügerinitiativen gegenüber dem Parlament, das Siegesdenkmal abreißen zu lassen. Im Jahre 1997 versuchten Aktivisten das Denkmal zu sprengen. Der Versuch misslang und zwei der Attentäter kamen ums Leben. Dieses Denkmal, das vom weitläufigen Siegespark – Uzvaras parks – wurde bisher durch einen Vertrag zwischen Russland und Lettland vor dem Abriss bewahrt. Es wurde auch gepflegt. Das Lettische Parlament hat nun aber doch den Abriss des Siegesdenkmals beschlossen. Der Zeitpunkt wird vermutlich nie wieder günstiger. Wegen des Angriffskrieges der Russen auf die Ukraine und der massiven Kriegsverbrechen gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung sieht sich die Regierung Lettlands nicht mehr an den Vertrag gebunden. Am 12. Mai 2022 hat die Lettische Regierung deshalb einseitig den Vertrag mit Russland aufgekündigt. Seit dem 16. Mai 2022 ist das Siegesdenkmal zum Abriss freigegeben. Ein Termin für den Abriss steht noch nicht fest. Die russische Bevölkerung Lettlands demonstrierte gegen den Beschluss. Auch in Moskau kam es vor der Botschaft Lettlands zu Kundgebungen.

Bild: Das Siegesdenkmal im Stadtteil Āgenskalns in der lettischen Hauptstadt Rīga. Aufgenommen im Oktober 2014. Klicken Sie auf das Bild um es zu vergrößern.

Bild: Das Siegesdenkmal im Stadtteil Āgenskalns in der lettischen Hauptstadt Rīga.
Aufgenommen im Oktober 2014.
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