Užupis (Uzupis) ist ein Stadtteil am rechten Ufer des Flüsschens Vilnelė und von der Altstadt durch diese getrennt. Auch wenn dieser Stadtteil heute zuweilen etwas schräg herüberkommt, ist seine Geschichte doch eher eine traurige. Užupis wurde früher mehrheitlich von Juden bewohnt, von denen die meisten während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg in den Ghettos und Vernichtungslagern umkamen.
Die Häuser wurden nie wieder richtig bewohnt. Die sowjetischen Besatzer erledigten den Rest, indem sie den jüdischen Friedhof zerstörten. In den leerstehenden Häusern fanden allerhand zwielichtige Gestalten – die es im Sozialismus ja eigentlich nicht geben durfte – Unterschlupf. Užupis war und ist einer der verwahrlostesten Stadteile von Vilnius. Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion ist wieder Leben in den Stadtteil gekommen. Die Vilniuser Bohème hat dieses Viertel für sich entdeckt.
Užupis ist geprägt durch zahlreiche Kunstgalerien, Kneipen und Cafés und es besteht eine Städtepartnerschaft zum Künstlerviertel Montmartre in Paris. Irgendwelche Bewohner kamen auf den lustigen Gedanken in Užupis eine freie Republik auszurufen – inklusive eigener Verfassung und eigener Armee. Die Armee war nur 12 Mann stark und wurde bald wieder aufgelöst. Einer der Artikel der Verfassung von Užupis lautet: “Niemand kann teilen, was er nicht hat!”. Die folgenden Bilder zeigen den Wahrheitsgehalt dieses Satzes. Užupis lebt lebt heute im Wesentlichen vom Nimbus als schräge Republik, und jeder der Vilnius war, hat wohl auch kurz diesen Stadtteil besucht.
Da die Lichtverhältnisse auf meiner heutigen Fototor durch Užupis ohnehin wegen der dichten Wolkendecke sehr schlecht waren, habe ich mich entschlossen, die Fotos im Stil der klassischen schwarz-weissen ILFORD XP2 Filme zu belichten. Die Fotos habe ich wie so oft mit einer NIKON D700 und dem Objektiv AF-S NIKKOR 28-300 mm 1:3.5-5.6G ED VR aufgenommen. Um überhaupt einigermaßen annehmbare Belichtungszeitungen realisieren zu können, habe ich mit ISO-Werten zwischen 400 und 800 gearbeitet. Durch die Ausbelichtung in schwarz-weiss wird die Tristesse in Užupis noch verstärkt.
Alle Fotos auf dieser Seite © 2012 by Birk Karsten Ecke mit
¦¦ Nikon D700 ¦ AF-S NIKKOR 28-300 mm 1:3.5-5.6G ED VR
¦¦ Adobe Lightroom 4
¦¦ DxO FilmPack Expert

Bild: So sieht sie aus, die Freie Republik Užupis, die eigentlich nur ein Stadtteil von Vilnius ist.

Bild: Wir starten unseren Spaziergang an der Brücke über die Vilnelė an der Užupio gatvė, die unmittelbar am östlichen Ende der Altstadt von Vilnius beginnt.

Bild: Hochzeitspaare hängen ein Vorhängeschloss an die Brücke über die Vilnelė und werfen den Schlüssel in das Flüsschen – Zum Zeichen, dass die Liebe ewig halten soll. Die Realität sieht oft anders aus: Die Hälfte der Ehen in Litauen werden geschieden.

Bild: An der ersten Kneipe unmittelbar am rechten Ufer der Vilnelė erinnert eine Tafel an die Partnerschaft mit dem Pariser Künstlerviertel Montmartre.

Bild: Wir werden gleich durch dieses Tor an der Užupio gatvė gehen und eine verfallene Seitenstraße vorfinden.

Bild: Unser Spaziergang durch Užupis endet wieder an der gleichen Brücke über die Užupio gatvė und wir verlassen die gleichnamige Freie Republik.
Während ich fotografierte sprach mich eine Frau mittleren Alters an, und fragte mich in perfekten englisch, ob ich dieses Viertel mag. Sie hatte mich eine ganze Zeit beobachtet, und gesehen, was ich alles mit meiner Kamera festhielt – und sie hat auch gesehen, dass ich nicht von hier bin. Ich antwortete ihr, dass ich nur die Realität ablichte. Darauf meinte sie: “I live in the neighbourhood and I don’t like it! Everything here is so sad!” (“Ich wohne in der Nachbarschaft und ich mag es nicht! Alles hier ist so trist!”). Und damit hatte sie zweifellos den Kern der Sache getroffen.