Last Updated on 2020-04-14 by Birk Karsten Ecke
Vom Siegesdenkmal in Rīga ist es nur etwas mehr als eine viertel Stunde Fußmarsch in den Vorort Torņakalns. Hier wirkt die Großstadt teilweise fast wie ein Dorf – aber eben nur teilweise. Torņakalns ist geprägt durch Holzhäuser und eine intensive industrielle Nutzung. Daneben bietet der Stadtteil jede Menge Grünfläche bis hin zu riesigen vollkommen ungenutzten Flächen.
Wer hier allein unterwegs ist, sollte zumindest einmal ein ausgesprochen selbstsicheres Auftreten haben. Dieser Vorort von Rīga hat die beste Zeit hinter sich – oder je nach Sichtweise vielleicht auch noch vor sich. Im Moment jedenfalls ist er geprägt durch oft verfallene Holzhäuser aus dem Anfang des 20 Jahrhunderts, durch Kopfsteinpflaster, eine miserable Luftqualität, Industrieruinen und eine ganze Menge Beschäftigungsloser, die auch wochentags schon am Mittag überall sturztrunken herumlungern – zweifellos auch eine Folge der Finanzkrise, die Lettland ebenfalls im Griff hält. Und in Torņakalns gibt es im Gegensatz zu den touristisch frequentierten Plätzen in Rīga keine Polizeistreifen oder Taxis …
Sehenswert ist jedenfalls neben den Holzhäusern und dem zugewachsenen romantischen Friedhof auch der Bahnhof von Torņakalns, der leider mittlerweile in einem schlechten baulichen Zustand ist, aber immer noch als Zeuge der großen Holzbaukunst vergangener Jahrzehnte im Baltikum gilt. Den Letten ist dieser Bahnhof allerdings in schlechter Erinnerung, denn von ihm aus begann unter dem kommunistischen Diktator Stalin die Deportation vieler tausend Letten in die unendliche Weite Sibiriens. Zu diesem schlimmen Kapitel lettischer Geschichte gibt es in einem späteren Blog mehr Informationen.
Unsere Wanderung durch den Stadtteil Torņakalns beginnt und endet am Arkadien Park an der Vaciesa iela und führt durch den Park, dann über die Eisenbahnbrücke von Torņakalns, die Frica Brivzemnieka iela, den Bahnhof, vorbei am historischenFriedhof von Torņakalns, die Vienibas gatve und die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Kirche zurück zum Arkadien Park. Wer den Weg von der Altstadt von Riga über die Vanšu Brücke und das Siegesdenkmal und zurück zu Fuß bewältigen möchte, darf allerdings nicht fußlahm sein. Es kommen etliche Kilometer zusammen.
Alle Fotos auf dieser Seite © 2012 by Birk Karsten Ecke mit
¦¦ Nikon D700 ¦ AF-S NIKKOR 28-300 mm 1:3,5-5,6G ED VR
¦¦ DxO Optics Pro 7.5 ELITE
Bilder: Unterwegs auf Fototour im Stadtteil Torņakalns in Rīga.
NIKON D700 mit AF-S NIKKOR 28-300 mm 1:3,5-5,6G ED VR.
Ein offenes Wort zum Sozialabbau in Lettland: Die Finanzkrise hat auch vor Lettland nicht halt gemacht. Es gibt Bettler insbesondere in der Innenstadt von Riga im Bereich des Bahnhofes und der Kalķu iela. Es ist erschreckend, dass auch jüngere Leute – oft mit einem Handicap – betteln. Allerdings geschieht dies in Lettland fast immer still. Weil aktives Betteln verboten ist und unter Umständen auch polizeilich verfolgt wird, sitzen oder stehen die BettlerInnen mit einem Pappbecher in den Straßen. Die Stadtverwaltung von Riga arbeitet daran, den zumeist wohlhabenden Touristen den Anblick dieses Elends zu ersparen. Ab 2014 soll die Altstadt bettlerfrei sein. Allerdings nicht mit Hilfsangeboten, sondern mit einem moralisch eher zweifelhaften Bettelverbot. Tatsache ist, dass insbesondere Alte, Behinderte und Sozialschwache in Riga zunehmend Probleme haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das Leben in dieser Großstadt ist wirklich teuer, zumal man jeden ausgegebenen Lat mit 1,43 multiplizieren muss, um auf den vergleichbaren Preis in EURO zu kommen.